Rechtsstreitigkeiten sind immer unangenehm und meist mit starken Emotionen verbunden. Da ist es beruhigend, wenn man
eine gute Rechtsanwältin oder einen guten Rechtsanwalt an seiner Seite hat. Doch wie findet man den richtigen Rechtsbeistand.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich selbst keine wirklich befriedigende Antwort auf diese Frage. Ich will aber mit diesem
Blog versuchen, herauszufinden, was eine gute Anwältin / einen guten Anwalt ausmacht. Dazu müssen wir uns erst einmal mit der Frage auseinandersetzen, welche Motivation einen Anwalt / eine
Anwältin zur Ausübung gerade dieses Berufs bewegen.
Es gibt sie, die Menschen, die sich für ein Jurastudium entscheiden, um anderen Menschen zu helfen. Eine andere
Gruppe sind diejenigen, die die Möglichkeit lockt, möglichst viel Geld zu verdienen. Aber auch das Interesse an den Rechtswissenschaften allgemein kann für manche den Ausschlag geben. Schließlich
lockt auch das hohe Ansehen, das Rechtsanwälte / Rechtsanwältinnen nach wie vor genießen, zum Rechtsstudium.
Gutes Gehalt und Ansehen sind meiner Ansicht nach auch nicht ganz unberechtigt, wenn man betrachtet, dass der Beruf
des Rechtsanwalts / der Rechtsanwältin gewisse Härten mit sich bringt. Schließlich haben Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen in der Regel ein sehr hohes Arbeitsaufkommen mit teilweise 60
Wochenstunden und mehr. Dazu haben sie eine hohe Verantwortung ihren Mandanten gegenüber, denn eine falsche Beratung oder eine Fristversäumung können zu erheblichen Schäden
führen.
Dem Rechtsanwalt / der Rechtsanwältin kommt allein schon von Gesetzes wegen eine große Verantwortung zu, denn sie
sind laut § 1 Bundesrechtsanwaltsordnung (BRAO) Organ der Rechtspflege und insofern z.B. den Gerichten und Staatsanwaltschaften gleichgestellt. Nach § 43 BRAO sind sie „verpflichtet, ihren Beruf
gewissenhaft auszuüben“ und sich „innerhalb und außerhalb des Berufes der Achtung und des Vertrauens, welche die Stellung des Rechtsanwalts erfordert, würdig zu erweisen“.
Was diese Pflichten betrifft, habe ich bei vielen Vertreterinnen und Vertretern der Anwaltschaft allerdings meine
Zweifel. So habe ich im Laufe meiner eigenen Anwaltstätigkeit oft mit Mandanten/innen aus prekären Verhältnissen zu tun gehabt, die von anderen Anwälten abgewiesen wurden. Gemäß §16 der
Berufsordnung für Rechtsanwälte (BORA) sind Anwälte und Anwältinnen „verpflichtet, bei begründetem Anlass auf die Möglichkeiten von Beratungs- und Prozesskostenhilfe hinzuweisen“. Und gemäß § 49a
BRAO ist er/sie verpflichtet, Beratungshilfe zu leisten. Vielen Anwältinnen und Anwälten stehen diese Pflichten jedoch dem Interesse entgegen, mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Geld zu
verdienen.
Auch habe ich oft von Fällen gehört, bei denen Ausländer Anwälten hohe Beträge als Vorschuss gezahlt haben, ohne eine
entsprechende Unterstützung in ihren Aufenthaltsverfahren zu bekommen. Das ist insofern besonders perfide, als es sich bei diesen Mandantinnen und Mandanten in der Regel um solche handelt, die
sich ohnehin kaum wehren können und ganz besonders auf die Hilfe von rechtskundigen Menschen angewiesen und dadurch geradezu abhängig von ihrem Anwalt / ihrer Anwältin sind.
Es gibt keine Statistik darüber, wie verbreitet die in den genannten Beispielen zutage tretende Berufsauffassung ist.
Sie zeigen jedenfalls, dass bei der Wahl des Rechtsbeistands eine gewisse Vorsicht angebracht ist.
Ich möchte betonen, dass die geschilderten Fälle nicht verallgemeinert werden dürfen. Es gibt durchaus Anwältinnen
und Anwälte, die ihre Pflichten sehr ernst nehmen und ihre Arbeit mit höchster Sorgfalt und großem Engagement erledigen. Ich selbst konnte mich davon bei einer Anwältin in Hamburg überzeugen, die
meine Frau vor vielen Jahren vertreten hat, und deren Namen ich hier gerne nenne. Ich nehme an, sie wird nichts dagegen haben. Sie heißt Doreen Bastian und ist Fachanwältin für Familienrecht und
Sozialrecht.
Und damit sind wir schon bei der allerbesten Möglichkeit, einen guten Anwalt / eine gute Anwältin zu finden, nämlich
persönliche Empfehlungen. Wenn ihr einen Anwalt / eine Anwältin braucht, fragt in eurem Bekanntenkreis nach, ob jemand Erfahrungen mit einem Anwalt oder einer Anwältin gemacht hat. Sowohl
positive als auch negative Erfahrungen in eurem Bekanntenkreis helfen euch bei der Auswahl.
Wenn ein Anwalt / eine Anwältin einen Fachanwaltstitel in dem Rechtsgebiet besitzt, das für euren Fall relevant ist,
kann das ein Hinweis für dessen / deren Qualifikation sein. Wer die Bezeichnung „Fachanwalt“ / „Fachanwältin“ tragen darf, ist genau geregelt. So müssen Fortbildungen in dem betroffenen
Rechtsgebiet mit einer bestimmten Mindestdauer absolviert sowie eine Prüfung erfolgreich abgelegt werden. Außerdem muss eine Mindestanzahl von weisungsfrei bearbeiteten Fällen in dem jeweiligen
Rechtsgebiet vorgewiesen werden. Schließlich sind für Fachanwälte regelmäßige Fortbildungen vorgeschrieben, wodurch sie immer auf dem aktuellen Stand in ihrem Fachgebiet bleiben.
Die Suche nach einem Fachanwalt ist bundesweit über Bundesweites Amtliches
Anwaltsverzeichnis (bea-brak.de) möglich. Wenngleich die Suche nicht besonders komfortabel ist, bietet sie
zumindest die Sicherheit, dass die dort gespeicherten Informationen korrekt sind. Weitere Links zur Anwaltssuche sind unter Anwaltssuche
| Bundesrechtsanwaltskammer (brak.de) zu finden.
Natürlich können Bewertungen im Internet Anhaltspunkte für die Qualifikation eines Anwalts / einer Anwältin geben.
Aber wie ihr wisst, sind solche Bewertungen mit Vorsicht zu genießen. Zur Frage, wie man Fake-Bewertungen erkennen kann, gibt es Tipps im Internet (z.B. Fake-Bewertung erkennen | Sind
Fake-Bewertungen strafbar? (anwalt.org) oder So erkennen Sie Fake-Bewertungen - Trusted Shops Magazin).
Ich hoffe, ihr kommt niemals in die Situation, einen Anwalt / eine Anwältin zu brauchen, und, wenn doch, helfen euch
meine Tipps ein wenig weiter.
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